In Osttirol „wütet“ der Borkenkäfer seit drei Jahren. Ganze Waldhänge sind bereits entwaldet. Das Ende dieser Entwicklung ist noch nicht absehbar. Was hat zu dieser Massenvermehrung geführt? Ursachen sind ein großflächiger Windwurf 2018, zwei große Schneebruchereignisse 2019 und 2020 und der spürbare Klimawandel, der durch warme Temperaturen die Massenvermehrung der Käfer sehr begünstigt.

Auch für den Bezirk Kitzbühel ist in den fichtenreichen Waldgebieten die Gefahr für eine Massenvermehrung deutlich gestiegen. Immer wieder sind unter den vielen grünen Bäumen mehrere befallenen Bäume, sogenannte „Borkenkäfernester“, erkennbar. Von Seiten der Waldaufseher und der Bezirksforstinspektion wird aufgrund möglicher größerer Schäden sensibel auf Anzeichen von Käferbäumen im Wald reagiert. Die Waldbesitzer sind gefordert, die rasche Beseitigung von Käferbäumen zu veranlassen oder selbst in die Hand zu nehmen.

Das oberste Prinzip zur Abwehr ist die rechtzeitige Erkennung und unverzügliche Entfernung von befallenen Bäumen. Die Symptome an Käferbäumen variieren je nach Befallsstadium, sie können nur direkt am Befallsort erkannt werden. Waldbegehungen sind daher unverzichtbar!

 

Erkennen des Borkenkäferbefalles

Merkmale der frühen Befallsphase:
Kreisrunde Einbohrlöcher in die Rinde (ein bis wenige Millimeter); braunes Bohrmehl auf Rindenschuppen, Stammfuß, oder auf Spinnweben und der Bodenvegetation; frischer Harzfluss.

Frisches Einbohrloch am Stamm (Foto: Land Tirol).
Braunes Bohrmehl auf Bodenvegetation (Foto BFI Kitzbühel)

Merkmale der mittleren Befallsphase:
Fahlfärbung der Nadeln am Baum; grüne Nadeln am Boden; weiterer Harzfluss; Spuren von Spechtaktivität (Spechtlöcher, Spechtspiegel).

Merkmale der späten Befallsphase:
Abfallen von Rindenteilen bei noch grüner Krone; zahlreiche Ausbohrlöcher. In weiterer Folge: Nadeln rotbraun, die Rinde platzt vollständig ab. In dieser Phase haben die Käfer den Baum verlassen und Nachbarbäume attackiert.

Grüne Nadeln am Stammfuß weisen eindeutig auf frischen Käferbefall hin (Foto: Land Tirol).
Nadelverfärbung vom Kronenansatz zur Spitze der Bäume (Foto: Privat).

Maßnahmen bei Borkenkäferbefall

Rechtzeitige Entnahme und Abtransport
Sind vom Borkenkäfer befallene Fichten gefunden, müssen sie möglichst rasch eingeschlagen und abtransportiert werden, um den Wiederausflug der Käfer und den Befall weiterer Bäume zu verhindern.
Liegen lassen ist keine Option!

Bekämpfungstechnische Behandlung
Ein wichtiger Leitsatz bei der Bekämpfung ist: „Was im Frühjahr getan ist, zählt 100-fach.“
Dies ist deshalb so, weil sich die Käfer im Laufe des Jahres Vervielfachen und aus einem Käferbaum 20 oder mehr neue Käferbäume entstehen.

Welche Maßnahme zur Bekämpfung anzuwenden ist, hängt vom Entwicklungsstand der Brut ab.:

Die maschinelle und händische Entrindung ist eine gute Möglichkeit der Bekämpfung. Allerdings ist hier der Entwicklungsstand der Brut zu beachten! Sind unter der Rinde weiße Stadien (Ei, Larve, Puppe) und nur wenige Jungkäfer (hellbraune Käfer) zu finden, reicht die Entrindung aus. Finden sich neben den hellen Jungkäfern auch dunkelbraune Käfer (=ausflugbereit) unter der Rinde, reicht die Entrindung allein nicht aus. Dann muss das Holz sofort aus dem Wald gebracht werden und auf der Säge entrindet werden. Ist dies nicht möglich muss die im Wald nach der Entrindung anfallende Rinde verbrannt oder ein Pflanzenschutzmittel verwendet werden.

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist die letzte anzuwendende Möglichkeit im Kampf gegen den Borkenkäfer, wenn alle anderen Möglichkeiten nicht genutzt werden können. Dabei sind strenge Vorgaben zu beachten.

Im Bezirk Kitzbühel ist die Käferentwicklung heuer so, dass bis 800 m Seehöhe bereits eine 2. Generation angelegt wurde, das bedeutet, dass nach einem Käferbaum im Frühjahr jetzt bereits 20 Bäume befallen wurden (Faktor 1:20). Bis 1.100 m Seehöhe wird prognostiziert, dass die 2. Generation ab 25. Juli, bis 1.700 m Seehöhe ab Anfang August die Bäume befallen wird.

Gerade Einzelwürfe durch Wind, die es durch die Wetterereignisse in den letzten Tagen im Bezirk gegeben hat, schaffen ideale Verhältnisse für den Befall und Vermehrung des Borkenkäfers. Daher ist es unbedingt notwendig die geworfenen Stämme aufzuarbeiten und aus dem Wald abzutransportieren.

Der Gemeindewaldaufseher berät und unterstützt die Waldeigentümer beim Erkennen von Borkenkäferbefall und der Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung. Er ist dabei auch Behördenorgan und muss die rechtzeitige Bekämpfung überwachen und der Behörde Missstände melden.

Für Fragen steht der Waldaufseher und die Mitarbeiter der Bezirksforstinspektion gerne zur Verfügung.