Gerd Erharter, Obmann des Tourismusverbands Kaiserwinkl (Foto: Eberharter)

Ein schonender Umgang mit der Natur sichert auch den nächsten Generationen das Einkommen

Nachdem Corona in etlichen Ländern immer stärker auftrat, wurde auch Österreich und ganz speziell Tirol Anfang März mit voller Wucht getroffen. Der „Lockdown“, das Herunterfahren der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens, hat auch dem Tourismus hierzulande schwer zugesetzt. Auch der Kaiserwinkl ist davon nicht verschont geblieben. Gerd Erharter, Obmann des TVB Kaiserwinkl, stand der Redakteurin Brigitte Eberharter zu diesem Thema Rede und Antwort.

Redakteurin: Wie haben Sie die Situation empfunden, als Mitte März praktisch über Nacht alle Gäste abreisen mussten, Hotels, Pensionen, die Gastronomie, Seilbahnen und Lifte sowie Geschäfte geschlossen wurden?

Erharter: Wie viele andere auch, wurden wir vollkommen überrascht. Vor allem die Härte der Maßnahmen, welche von Bund und Land gesetzt wurden, Betriebsschließungen, die Schließung der Grenzen sowie die strikte Ausgangssperre hätte ich niemals für möglich gehalten. Die touristische Situation im Kaiserwinkl war so, dass sich die Wintersaison ab Mitte März dem Ende zu bewegt. Allerdings hatten einige größere Betriebe, aufgrund der guten Buchungslage, geplant, im gesamten Frühjahr geöffnet zu bleiben und wurden somit von der Krise mit voller Wucht getroffen.

Redakteurin: Kann man sagen, dass der Tourismus im Kaiserwinkl mit einem blauen Auge davongekommen ist?

Erharter: Absolut nicht. Der riesige Schaden, der entstanden ist, kann durch die Betriebe nicht mehr korrigiert werden. Es sind ja nicht nur die Hotellerie und die Gastronomie, welche praktisch über Nacht keine Einnahmen mehr hatten und den größten Teil ihrer Mitarbeiter entlassen oder in Kurzarbeit schicken mussten. Die Krise hat auch gezeigt, wie eng die gesamte Wirtschaft bei uns mit dem Tourismus verbunden ist. Durch das Ausbleiben der Gäste brachen auch die Umsätze der Lebensmittelproduzenten und –lieferanten ein, fehlten im Handel Kunden und konnten Bauprojekte nicht umgesetzt werden.

Redakteurin: Wie sehen Sie aus heutiger Sicht die Zukunft für den Tourismus im Kaiserwinkl?

Erharter: Was passiert ist, ist passiert. Mit der Lockerung der Maßnahmen, dem wieder Hochfahren der gesamten Wirtschaft, vor allem aber der Öffnung der Grenze zu Deutschland sollte nun mit aller Kraft an der verbleibenden Sommersaison gearbeitet werden. Die Nachfrage derzeit ist ausgesprochen hoch, wie sich die Monate ab Juli im Vergleich zum Vorjahr entwickeln, wird man sehen. Ich denke, man darf vorsichtig positiv für die nächsten Monate sein. Abgesehen vom Wetter, wird auch die Umsetzung und Einhaltung der Covid-Verordnungen ein wichtiger Faktor sein. Man muss zumindest damit rechnen, dass der ein oder andere Corona-Fall auftreten wird. Greift dann der Notfallplan, oder wird es wieder notwendig sein, Häuser, Orte, Regionen oder das ganze Land herunter zu fahren? Diese und einige andere Fragen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden.

Redakteurin: Buchen heuer mehr Österreicher im Kaiserwinkl als in den vergangenen Jahren?

Erharter: Wir haben kein so hohes, aber ein sehr solides Budget. In der Werbung konzentrieren wir uns daher auf Regionen in Deutschland, in denen wir bereits eine „Grundbekanntheit“ haben. Für den österreichischen Markt haben wir unter anderem eine Kooperation mit Puls 4 bzw. der Kronenzeitung gestartet. Dieser Kampagne hat durchaus für Überraschung gesorgt, kamen doch die Anfragen und letztlich auch die Buchungen neben dem Wiener Raum vor allem aus Tirol. Auch ist der Anteil österreichischer Buchungen spürbar angestiegen. Das ist sehr erfreulich, aber letztendlich beträgt der Inländeranteil um die 10 Prozent. Die Hauptmärkte liegen in Deutschland, und dort vor allem in Bayern und Nordrhrein-Westfalen. Dort sind wir derzeit sowohl im Fernsehen, als auch in Radio und Printmedien präsent.

Redakteurin: Wird die Krise den Tourismus im gesamten verändern?

Erharter: Ich glaube, nicht so extrem, wie von einzelnen Experten prophezeit. Im Laufe der Zeit werden viele Dinge vergessen werden.  Ich würde mich freuen, wenn sich ein sanfterer Tourismus durchsetzen würde. Unser Kapital im Kaiserwinkl ist die Natur, und genau das wird in der Zukunft das wichtigste Argument für einen Urlaub bei uns sein. Wenn wir es gemeinsam schaffen, unsere einzigartige Landschaft möglichst schonend zu behandeln und in seiner jetzigen Schönheit zu erhalten, wird der Tourismus auch für die nächsten Generationen eine sichere Einnahmequelle im Kaiserwinkl sein.