Es gibt keine Sonderschule mehr, was nun?

Seit der Stilllegung der Allgemeinen Sonderschule St. Johann nach dem Schuljahr 2020/2021 gibt es im Bezirk Kitzbühel nur noch eine Sonderschule in Hopfgarten. Entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention sollen Menschen mit Behinderung nicht vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden, das heißt, sie sollen jene Schule besuchen, in die sie ohne ihre Einschränkung gehen würden. „Viele fragen sich, wie dies funktionieren soll. Der inklusive Englisch-Unterricht an der Mittelschule Kössen ist dafür wohl ein perfektes Beispiel. In einem Jahrgang besuchen vier Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf die Mittelschule. Im Hauptfach Englisch werden sie in der Klasse gemeinsam mit ihren Mitschülern von zwei Lehrpersonen im Team-Teaching unterrichtet“, erklärt Gabi Pertl, Referentin für Schule und Bildung. Die vier Kinder schreiben alle Vokabel-Wiederholungen und Schularbeiten mit, diese werden an ihre Kompetenzen adaptiert.

Im März waren diese vier Kinder sehr engagiert mit dabei, als es darum ging, ihre schauspielerischen Talente bei einem besonderen Projekt zu präsentieren. Das Klassenzimmer verwandelte sich dazu in ein Restaurant. Aus den Schülern der Klasse wurden Kellner samt Fliege und Anzug sowie vornehme Lokalgäste. In englischen selbstgebastelten Menü-Karten konnten diese ihre Speisen auswählen. Serviert wurden selbst entworfene Pizzen. „Die Kinder bekommen oft Hilfe von ihren Mitschülern und ihrer Schulassistentin. Das kooperative Lernen mit den Mitschülern ist dabei besonders wertvoll, können so doch die sozialen Kompetenzen gefördert werden“, beschreibt Gabi Pertl. „Verstehen tu ich manchmal gar nichts, aber ich bin sehr gerne bei den anderen dabei“, erzählt eines der Kinder.

Genau um diese Teilhabe, so Gabi Pertl, gehe es im inklusiven Unterricht und nicht darum, das gleiche Leistungsniveau für alle zu erreichen. „Da sie gemeinsam mit Kindern ihrer Nachbarschaft in die Schule gehen, denselben Schulweg nutzen, besteht viel eher die Chance, im eigenen Ort Freundschaften zu knüpfen, als bei einem Besuch der Sonderschule im Nachbarort. Ich zitiere in dem Zusammenhang immer auch gern die Aussage eines deutschen Politikers: Was vorher nicht ausgegliedert wird, muss man später nicht wieder eingliedern.“

Ob ein Kind die Sonderschule oder eine reguläre Schule besucht, entscheiden in Österreich die Eltern.

Gabriele Pertl
Bildungsreferentin