Am 2. Oktober 2022 wird das 100-jährige Gründungsjahr des Noriker Zuchtvereines Kössen-Schwendt mit einer feierlichen Pferdesegnung und einem Umzug gefeiert. Es werden alle 11 Tiroler Vereine geladen und ca. 50 Kutschen und 80 Pferde, auch aus dem benachbarten Bayern, erwartet.
Über das genaue Gründungsjahr gibt es zwar keine Aufzeichnungen, aber alte Protokolle belegen, dass Obmann Johann Schieder (Buchererbauer) die Kössener Züchter bei der Gründung der Nordtiroler Pferdezuchtgenossenschaft 1920 in Wörgl vertreten hat. Somit geht man von einer Gründung im Jahr 1921 aus und somit einem über 100-jährigen Bestehen. Die 100-Jahr-Feier musste coronabedingt verschoben werden.
Der 2. Weltkrieg brachte noch entscheidende Maßnahmen. So wurde der Landesverband 1939 in den „Pferdezuchtverband Alpenland“ mit Sitz in Salzburg angegliedert. Damals traten viele Bauern den Zuchtvereinen bei, denn eingetragene Stuten wurden nicht beschlagnahmt. 1945/46 wurde der Kössener Zuchtverein erneut als selbständiger Verein ins Leben gerufen.
Technik verdrängte das Pferd
Nach dem Krieg florierte der Verkauf und es wurden Stuten um 20.000 Schilling und mehr gehandelt. Eine Kuh kostete rund 6.000 Schilling und ein neuer Steyr Traktor 34.000 Schilling. 1956 erfolgte die Umbenennung des Vereins in „Noriker-Pferdezuchtverein Kössen-Schwendt“ und auch Walchsee trat dem Verein bei.
Während 1950 der Höchststand mit 1.610 eingetragenen Stuten erreicht wurde, ging der Pferdebestand in den folgenden Jahren, aufgrund der steigenden Technisierung in der Landwirtschaft, rapide zurück. 1968 konnte eine Auflösung des Tiroler Noriker Pferdezucht Verbandes abgewendet werden, dies war für die künftige Tiroler Norikerzucht äußerst wichtig. Es gründeten sich Reitergruppen, es wurden Versteigerungen organisiert und man entdeckte in den frühen 80er Jahren den Noriker für den Reit- bzw. Fahrsport und begann seine Qualitäten als Freizeitpferd zu schätzen. Auch die Kössener Züchter reagierten auf die neue Situation und boten dem Tourismus ihre Dienste in Form von Kutschen- und Schlittenfahrten an. Der Tiroler Noriker unterschied sich mit dem EU-Beitritt vom Süddeutschen Kaltblut, und einige Noriker-Züchter aus Bayern wechselten zum Zuchtverein Kössen-Schwendt. Mit Ende des Jahres 2010 zählte der Verein 31 Mitglieder und 41 eingetragene Pferde.
Zuchtwesen und Zuchterfolge
Vorrangige Aufgabe des Vereins ist es, den Fortbestand der Zucht zu sichern. Neben Deckstationen auf Landes- und Bundesebene hielten auch zahlreiche Züchter der Region gekörte Staatshengste in privater Pflege. Bis in die 80er Jahre deckten in Kössen vorwiegend Hengste mit Abstammung der VULKAI- und NER0-Blutlinien und sorgten für qualitativ hochwertige Zuchtergebnisse. Nicht
umsonst zählen die Züchter aus dem Kaiserwinkl seit Jahrzehnten bei Bundes-, Landes- und Bezirksschauen zu den erfolgreichsten Teilnehmern.
Bis ins Jahr 2000 oblag es den örtlichen Zuchtvereinen, die Fohlen mit dem Edelweiß-Brandzeichen des Tiroler Noriker-Pferdezuchtverbandes zu brennen. Dem Schauwesen wird mit der Veranstaltung von Zuchtausstellungen Rechnung getragen. 1995 organisierten die Kössener die Tiroler Jungstutenschau und 1998 fand in Kössen die große Landesausstellung statt.
In der heutigen Zeit sind die robusten, aber gutmütigen Kaltblütler in der traditionellen Brauchtumspflege nicht mehr wegzudenken. Kaum ein Festumzug findet ohne die majestätischen Noriker und ihren prächtigen Geschirren statt, die natürlich für alle Pferdefreunde begehrte Fotomotive darstellen.
Obmänner des Vereins:
1920 – ? Johann Schreder
1950 – 1978 Johann Hechenbichler
1978 – 1989 Georg Mühlberger
1989 – 1996 Johann Landegger
1996 – 2003 Adam Aigner
2003 – 2011 Johann Wildbichler
Derzeit wird der Zuchtverein wieder von 0bmann Johann Landegger und Geschäftsführer Helmut Dagn (seit 2003) geführt.
Absage Almhoamfahr’n
Der Almabtrieb kann heuer leider nach Absprache mit der Ortsbauernschaft nicht mehr durchgeführt werden. Grund dafür sind hauptsächlich die Veränderungen in der modernen Bewirtschaftung der Almen, die einen gemeinsamen Almabtrieb in gewohnter Weise nicht mehr erlauben. Viele Bauern bringen die Kühe während des Almsommers schon in die Ställe zurück. Im Herbst sind daher hauptsächlich Jungvieh und trächtige Kühe auf den Almen. Somit wäre bei keinem Termin mehr als eine geschmückte Herde mit dabei.
Der Tourismusverband ist bereits dabei, für das nächste Jahr eine Ersatzveranstaltung zu planen.