Vom Abfall zum Mahnmal und Kunstobjekt – Transformationen+ polarisiert. Frühstücksfernsehen live aus Kössen samt Einladung zum morgendlichen Kaffeeplausch.
Das Fahrgestell des einstigen Schülerbusses ragt neben der Staffenbrücke in den Himmel. Das wohl größte und auffälligste Kunstwerk rund um das Projekt Transformationen+. „Mein Vater hat den Bus einst mit dem Bagger zerquetscht und dann eingegraben“, erzählt Kössens Bürgermeister Reinhold Flörl seine persönliche Verbindung zu dem Kunstprojekt rund um den Abfall der Auwirtslacke, das derzeit für die unterschiedlichsten Meinungen sorgt. „Es werden wohl viele Kössener eine Verbindung zu den Kunstwerken aus den Abfallstücken der Auwirtslacke haben, immerhin wurde dort ganze 65 Jahre lang, bis zum Jahr 1985, der Haus- und Sperrmüll Kössens entsorgt.“

Rund 77.690 Tonnen Müll lagerten bis zur Sanierung der Deponie im Jahr 2015 in der Grube. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. „Als Gras über die Deponie wuchs, verschwand der Abfall unserer Wegwerfgesellschaft endgültig aus dem Blickfeld. Eigentlich ganz praktisch, wenn eine schöne grüne Decke eine dunkle Vergangenheit bedeckt und mit der Zeit ganz verschwinden lässt“, so Reinhold Flörl. „Kunst hat schon immer polarisiert und Kunst soll auch polarisieren. Nur so wird darüber geredet, nur so erfüllt Kunst ihren Sinn. Sich auf andere Sichtweisen einlassen, wachrütteln, aufmerksam machen. Und so sollen die Kunstwerke auch in unserem Fall kein schmückendes Beiwerk, sondern ein Mahnmal sein“, erklärt Reinhold Flörl. „Jahrzehntelang wur­de einfach nur weggeworfen und zugeschüttet.“

Dass dieser einstige Abfall, verwandelt in Kunstobjekte und gut sichtbar öffentlich aufgestellt, Diskussionen hervorruft, ist verständlich. Wobei wir uns fragen sollten, ob es wirklich die Kunstwerke selbst sind, die einige stören oder ob so manchen die Konfrontation mit den Folgen unserer Wegwerfgesellschaft bewusst oder unbewusst negativ auf den Magen schlägt.“Zur angebrachten Anmerkung, dass die Kunstwerke für Kinder eine Gefahr darstellen, betont Reinhold Flörl, dass die Skulpturen keine Kletterobjekte sind. „Die Skulpturen sind, so wie etliche andere öffentlich aufgestellte Kunstwerke, zum Betrachten jedoch nicht zum Bespielen gedacht.“

Das Projekt Transformationen+ startete im Jahr 2014. Nachdem im Vorjahr das große Hochwasser verheerende Schäden in Kössen anrichtete, wurde beschlossen, die Deponie Auwirtslacke zu räumen und ein Retentionsbecken zu errichten. Die beim Räumen der Deponie zu Tage beförderten Hinterlassenschaften aus vergangenen Jahrzehnten rief Künstler im In- und Ausland auf den Plan, aus einzelnen Stücken Kunstwerke zu erschaffen. Insgesamt 19 Künstler nahmen schließlich an dem von der EU zu 70 Prozent geförderten Projekt teil und verwandelten Abfall in Skulpturen, die im April diesen Jahres als Mahnmal auf Privatgrundstücken und Liegenschaften der Großachengenossenschaft St. Johann aufgestellt wurden. Derzeit ist die Ausstellung auf den Zeitraum von fünf Jahren ausgelegt, was dann mit den Objekten geschieht, ist noch offen. Ein aus einzelnen Autos zusammengebauter VW Käfer hat jedoch bereits jetzt seine Kunstreise angetreten. Das begehrte Kunstwerk ist derzeit am Tollwoodgelände in München ausgestellt.

Kössen nimmt mit der fachgerechten Entsorgung der Deponie tirolweit eine Vorreiterrolle ein. Eine Arbeit, die noch vielen Gemeinden bevorsteht. „Viele Orte haben eine solche Abfall-Leiche auf ihrem Gemeindegrund. Im Oberland wurde etwa gerade eine derartige Entsorgung in Angriff genommen.“Wie hoch das Interesse an der Thematik ist, zeigte sich an den zahlreichen Anmeldungen für das Seminar rund um die fachgerechte Entsorgung für Altdeponien im Rahmen der Kunst-, Kultur- und Umwelttage am 26. und 27 April. „Wir haben das Seminar aufbauend auf unseren Erfahrungen speziell für Bürgermeister und Gemeindevertreter aus Tirol bzw. dem angrenzenden Bayern aufbereitet“, so Kössens Bürgermeister.

Guten Morgen Kössen
Frühstücksfernsehen live aus Kössen heißt es am 21. Mai. Die ORF-Fernsehsendung „Guten Morgen Österreich“macht an diesem Tag in Kössen Station. Drei Stunden lang wird aus Kössen gesendet. „Eine unvergleichliche Werbung für unseren Ort und eine große Chance, uns vorzustellen“, freut sich Reinhold Flörl.
Bereits im Vorjahr hatte sich die Gemeinde für die Sendung beworben. Nachdem 2018 kein Termin  mehr frei war, hat Kössen nun heuer den Zuschlag bekommen. „Viel kann und darf ich noch nicht verraten“, erklärt Reinhold Flörl geheimnisvoll. „Musikgruppen aus der Region werden mit dabei sein, typische regionale Schmankerl werden vorgestellt, einige Persönlichkeiten aus Kössen werden zum Interview vorbeikommen.“
Mit dabei sind auch einige Kössener Vereine. „Wir werden präsentieren, was unseren Heimatort auszeichnet und da steht natürlich auch unser Markenauftritt ,Gemeinsam mehr‘im Mittelpunkt.“Start der Ausstrahlung ist um 6:30 Uhr.
Bereits am Vortag reist der Techniktrupp mit zwei Sattelschleppern an und baut das mobile Studio am Parkplatz vor dem Kössener Veranstaltungszentrum auf. „Zuseher und Interessierte sind herzlich willkommen. Es gibt Kaffee und eine Kleinigkeit zum Frühstü­cken. Dazu die Möglichkeit, einmal hinter die Fernsehkulissen der beliebten
ORF-Frühstückssendung zu blicken.“
Das ORF-Frühstücksfernsehen „Guten Morgen Österreich“macht mit seinem mobilen Studio seit 2016 jeweils von Montag bis Freitag an einem anderen Schauplatz Station.
Liebe Gemeindebürger, ich lade Sie alle ein, an „unserem ORF-Frühstückstisch“live Platz zu nehmen. Schauen Sie am 21. Mai zwischen 6:30 Uhr und 9:30 Uhr auf einen Frühstückskaffee beim VZK vorbei, wenn es aus Kössen heißt „Guten Morgen Österreich“.

Ihr Bürgermeister

Reinhold Flörl