Keine gepflegte Kulturlandschaft ohne Düngung!
In der letzten Ausgabe der Kaiserwinkl aktuell vom Juli 2020 fand sich ein Artikel zum Thema Gülleausbringung mit der Überschrift „Wenn Gülle & Jauche zum Himmel stinken“! Da in Zusammenhang mit der Düngung immer nur über etwaige Geruchsbelästigung gesprochen wird, wollen wir mit folgendem Artikel über Wirtschaftsdünger informieren:
Wirtschaftsdünger (Mist, Jauche, Gülle) sind wertvolle Betriebsmittel, deren sachgerechter und umweltschonender Einsatz auf Acker- und Grünlandflächen einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zum Pflanzenwachstum leistet. Die Eigenschaften der Wirtschaftsdünger stellen die Bauern im gesamten Düngermanagement vom Anfall im Stall, bei der Lagerung bis hin zur Ausbringung vor große Herausforderungen. Ziel dabei muss es sein die Nährstoffe im Wirtschaftsdünger möglichst effizient zu nutzen, und damit die Emission in die Umwelt möglichst gering zu halten.
Eine Düngung der Flächen ist von entscheidender Bedeutung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zwischen Boden, Pflanze und Tier. Rinder scheiden rund 10% ihres Körpergewichts täglich in Form von Kot und Harn aus. Durch die Ausbringung des anfallenden Wirtschaftsdüngers auf die Flächen werden der Ertrag und die Qualität des Futters abgesichert. Weide im Sommer sowie Heu und Grassilage im Winter stellen die Futtergrundlage für unsere Tiere dar. Optimal mit Nährstoffen versorgte Flächen liefern einen höheren Ertrag in Menge und Qualität. Dadurch kann eine optimale Versorgung der Tiere sichergestellt werden. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Tiergesundheit und damit auch die Produktqualität der erzeugten Lebensmittel aus.
Wirtschaftsdünger fallen als Mist und Jauche oder wenn beides vermischt ist als Gülle an. Die Ausbringung dieser wertvollen Dünger kann nicht geruchlos erfolgen.Vor allem im Berggebiet ist es schwierig emissionsmindernde Technik wie das im Artikel beschriebene Schleppschlauchverfahren einzusetzen. Die Gründe dafür sind vielseitig, angefangen vom hohen Gewicht dieser Technik bis hin zu den Kosten solcher Technik, die für viele der Tiroler Betriebe, welche ihre Landwirtschaft oftmals im Nebenerwerb führen, nicht leistbar sind. Die nicht riechende Alternative zu Wirtschaftsdünger wäre Mineraldünger (umgangssprachlich Kunstdünger genannt) einzusetzen, welcher unter hohem Energieeinsatz industriell hergestellt wird und in der Biolandwirtschaft verboten ist. Österreichs Bauern sind beim wissenschaftlich veröffentlichten Nachhaltigkeitsindex (sustainable agriculture) von insgesamt 67 Ländern mit Datenerfassung Weltmeister, also an 1. Stelle! Dabei geht es um den Umgang mit Land (Landnutzung, Artenvielfalt), Wasser und Luft (Treibhausgase)! Die Düngung ist in unserer Region Kaiserwinkl und auch in ganz Tirol insgesamt sogar deutlich verhaltener als anderenorts. Eine Vielzahl von Bodenproben aus Tirol zeigt, dass ein Großteil der Böden unterdurchschnittlich mit Nährstoffen versorgt ist.
In der Praxis stellt sich natürlich auch immer die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt der Düngung, da hierbei viele Parameter zu berücksichtigen sind. Erstmals muss man auch die Zeit haben, bei Nebenerwerbslandwirten kann das natürlich nur neben der Arbeitszeit des Brotberufes geplant werden. Dann sollte das Wetter passen, zumindest der Wetterbericht, ob sich dieser dann auch bestätigt ist wieder ein anderes Thema. Dann ist natürlich ein Hauptparameter, wann das letzte Mal gemäht wurde oder beim Maisanbau, wann die Aussaat erfolgt. Dass es für den Nachbarn, der gerade den Grill anheizt nicht der richtige Zeitpunkt ist, das ist klar, dies ist aber nur einer von vielen Parametern, die der Bauer berücksichtigen muss.
Grundsätzlich gilt, dass unsere Landschaft in ihrer heutigen Form keine Natur- sondern eine Kulturlandschaft ist und nur durch den Einsatz und die Arbeit der Bauern erhalten werden kann. Diese gepflegte Kulturlandschaft ist die Grundlage für das Landschaftsbild unserer Region und ist auch mit einer der Hauptgründe, warum Touristen gerne bei uns Urlaub machen. Die gepflegten Flächen garantieren den Erholungsraum für Einheimische und Urlauber gleichermaßen. Zu einer sachgerechten Bewirtschaftung der Flächen gehört eine Düngung genauso wie die Beweidung und Mahd der Flächen. Natürlich sind auch die Bauern angehalten, bei der Wahl des Zeitpunktes die Bedürfnisse der Nachbarn oder Urlauber zu berücksichtigen. Nur durch gegenseitiges Verständnis der Bedürfnisse der jeweils anderen Seite sind eine nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen auf der einen Seite, sowie ein erholsamer Urlaub oder das genussvolle Abendessen in Garten oder auf der Terrasse/Balkon auf der anderen Seite möglich.
Christian Straif
Schriftführer Ortsbauern Kössen