Miniaturlandschaft im Kreis
 
Der neu gestaltete Kreisverkehr in Kössen bricht mit der Norm und spiegelt das Naturjuwel Klobensteinschlucht

Zwei Felsen mit einem Rosenquarz – dazwischen Gras, einige Latschenkiefern und eine Blumenwiese. Der neu gestaltete Kössener Kreisverkehr fällt auf. Für so manchen ist er zu wenig „Grün“, aber gerade das ist eine der Ideen hinter dem künstlerischen Gestaltungskonzept. Andererseits ist der Kreisverkehr erst im Wachsen.
Mehr als drei Meter ragen die beiden Felsen aus Dorfergrün auf, ein Rosenquarz schwebt zwischen ihnen. Erste Grashalme keimen zwischen einem „Kiesstrom“ und Latschenkiefern, während die Pracht der Wiesenblumen noch im Verborgenen schlummert. Die „Zutaten“ zum „Klobenstein-Kreisverkehr“ in Kössen sind durchaus atypisch. Aber gerade das macht den Kreisverkehr aus, wie James Clay, Künstler und Ideengeber für die Gestaltung, erklärt. „Der Grundgedanke war, eine Abbildung der Klobensteinschlucht und ihrer Vergangenheit zu erschaffen. Eine Miniaturlandschaft, die die einstige Schmugglerzeit und die heutige Nutzung als Naturparadies verbindet.“ So symbolisieren die beiden Dorfergrünsteine die Schlucht, während der ein Meter große Rosenquarz das wertvolle Schmugglergut, das hier früher transportiert wurde, verkörpert. Gleichsam steht der Rosenquarz auch für den Naturschatz, den die Schlucht heute den Menschen bietet.
„Der Kiesstrom, der sich von den Felsen weg erstreckt, spiegelt die reale Situation mit der Tiroler Ache, die Richtung Chiemsee strömt“, so James Clay. Auf die Frage, wieso die Grünfläche so reduziert ist, hat der Künstler eine klare Antwort. „Ich habe bewusst auf eine große, neutrale Grasfläche gesetzt, um der Skulptur Raum zu geben. Auch in Stonehenge treffen die Steinmegalithe auf eine Wiesenfläche ringsum. Gerade dieser Kontrast und die Reduziertheit verstärken die Wirkung und ziehen den Blick an.“ Daneben wird sich der „grüne“ Bereich in den kommenden Wochen und Monaten noch  verändern. „Die Wiesenblumeninsel, die auf der Ebene entstand, wird bald erblühen. Dieser Bereich wird sich zukünftig auch weiter ausweiten.“ Eine Ausdehnung, die der Künstler ganz der Natur überlässt, da ihm eine naturbelassene Gestaltung wichtig ist. Gerade das sieht er als eine der großen Verbindungen zur Klobensteinschlucht. „Wir wollen keinen barocken Garten mit fixen Strukturen und Symmetrie, wie es sonst oft üblich ist. Hier gehen wir ei­nen anderen Weg, in Anlehnung an das Naturjuwel.“ Auch durch die Unregel­mäßigkeit soll der Eindruck erweckt werden, dass die Fläche mit einem Durchmesser von 28 Metern natürlich gewachsen ist.
Ganz bewusst wurde dagegen die Lage der Felsen gewählt. Die Platzierung schräg zur Straße garantiert einen Sonnenlichteinfall auf den Rosenquarz über den Tag hinweg. In der Nacht sorgt darüber hinaus eine Beleuchtung von unten für eine mystische Stimmung.
Zur Gestaltung des Kreisverkehres als Landmark für den umgebauten und erweiterten Schmugglerweg durch das Naturjuwel Klobensteinschlucht wurde 2018 ein anonymer Wettbewerb ausgeschrieben, an welchem acht Künstler aus dem In- und Ausland teilnahmen. Der Niederndorfer James Clay ging letztlich mit seinem schwebenden Rosenquarz als Sieger des Wettbewerbs hervor. „Zu den Projektpartnern zählen ne­ben der Gemeinde Kössen die Gemeinde Schleching und der TVB Kaiserwinkl. Der Wettbewerb wurde von der Dorferneuerung Tirol gefördert. Finanzielle Unterstützung für die Umsetzung kam von Euregio im Rahmen des Projektes rund um den Schmugglerweg Klobensteinschlucht“, so
Hans Knoll
Obmann Ortsentwicklungsausschuss